Kaltes Vermächtnis. Thomas Brussig zur Stasi im FOCUS 40/2005, Leserbrief dazu

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Brussig,

Ihnen ist ein außergewöhnlich guter, einfühlsamer und tiefgründiger Text gelungen. Ich finde auch Ihren bescheidenen, aber zutreffenden Vergleich von Stasihaft und NVA aufschlussreich: beide Systeme haben bewirkt, was Psychologen soziale und sensorische Deprivation nennen (Reizentzug, Vereinsamung), wenn auch in unterschiedlichen Situationen, Graden und Resultaten...

Sie schreiben: "Das Perfide dieser Lügen war, dass sie keine kurzen Beine hatten." Wohl wahr, das galt auch für die "Zersetzungsmaßnamen", die "draußen" als Waffe gegen "feindlich-negative Personenzusammenschlüsse" eingesetzt wurden.

Weiter sagen Sie: "Der Untersuchungsgefangene hatte keine Chance, die Wahrheit zu erkennen. Wahrheit und Lüge ließen sich erst wieder sauber von einander trennen, als beides keine Rolle mehr spielte: nach dem Urteil, nach der Haft, im Westen." Das ist leider immer noch zu optimistisch ausgedrückt, die Vergiftung menschlicher Beziehungen hatte Langzeitwirkung und politische Konsequenzen.

Mein Freund Jürgen Fuchs beschrieb 1991 in der Serie "Landschaften der Lüge" im SPIEGEL, wie gegen zwei seiner Freunde von der Stasi bewußt ein Spitzelverdacht lanciert wurde und weist das aus Stasiakten nach.

Fuchs: "Verantwortlich für die zitierte Maßname gegen Siegfried Reiprich: Leiter der KD Jena, Major Mittenzwei und Oberstleutnant Horn. Folgen: Siegfried Reiprich und Lutz Rathenow geraten in diesen Jahren tatsächlich, obwohl sie sich enorm standhaft verhalten haben, was jetzt dokumentierbar ist, in Spitzelverdacht...

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Tagung der UOKG zum Kommunismus, Berlin, 5. bis 7. November 2004

Die Union der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) wollte ursprünglich unter dem Motto tagen "Der Kommunismus - eine gescheiterte Gesellschaftsordnung?", als ob dies noch eine Frage sei. Ich schrieb einen Protestbrief an die Vorstandsmitglieder der UOKG, der zu einer sehr kritische internen Diskussion und zur Änderung des Konzeptes nicht unerheblich beigetragen haben soll...

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Tagung Kommunismus im Museum, Weimar, Oktober 2004 - ND

Auszüge aus einem Artikel im "Neuen Deutschland", dem Zentralorgan der "PDS" genannten Fortsetzungspartei der SED

Trödelmärkte und Schlachtfelder
Kommunismus im Museum – eine Debatte in Weimar

[...]
Während China, Kuba und Nordkorea sich noch sperren, ihr Gesellschaftsmodell als reif fürs Museum zu deklarieren, wird der Kommunismus weithin für museumsreif angesehen.
[...]

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Der Fall "OV Opponent"

Vorgeschichte

Der Operativ-Vorgang der Staatsicherheit "Opponent" entstand aus dem OV "Pegasus" Mitte der 70er Jahre in Jena. "Pegasus" bezog sich auf den 1973 von Lutz Rathenow (und auch meiner Wenigkeit) gegründeten "Arbeitskreis Literatur und Lyrik Jena-Neulobeda", der schnell als "staatsfeindlich" auffiel und 1975 verboten wurde. Besonders Aufmüpfige sollten ausgeschlossen werden, die Stasi beobachtete...

...für einen Einbruch...

...wollte man vorbereitet sein.

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  • Stasiskizze_Pfaffenstieg578918499.jpg

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Aus: DER VERHINDERTE DIALOG, meine politische Exmatrikulation

von Siegfried Reiprich, Basisdruck Berlin 1996

Ein IM, der sich sinnigerweise "Schreiber" nannte, gab eine "Einschätzung über Gedichte, die im Treffpunkt Klub 4/74 veröffentlicht wurden".
Die Verse lauteten:

ANTRITTSREDE
EINES JUNGEN MÖCHTEGERNPOETEN


Ich rede verworren und bin
das Produkt meiner Umwelt.
Vorläufig
also
verzeiht mir.

Und:

BIERDECKELINSCHRIFT

schnöde ist die welt.
die menschheit ist von grund auf schlecht.
darum studiert mathematik,
denn da ist noch alles in ordnung!


Dazu "IMS Schreiber": "...Reiprichs Gedicht 'Antrittsrede' auf Seite 24 lässt unbedingt den Schluss zu, dass, wenn er das Produkt seiner Umwelt ist, diese Umwelt ebenfalls verworren ist. Die Überschrift des Reiprich-Gedichts auf Seite 25, 'Bierdeckelinschrift' soll zwar etwas abschwächen, trotzdem bleibt aber die Aussage voll erhalten: 'Die Menschheit ist von Grund auf schlecht.'..."
Na ja, immerhin hatte "Schreiber" im ersten Fall den dialektischen Purzelbaum der Anspielung auf die berühmte Marx'sche Feuerbachthese vom Sein welches das Bewusstsein bestimme in wenigstens eine Richtung verstanden. Im zweiten Fall war sein Humor jedoch sehr begrenzt.

Zu Lutz Rathenow im Arbeitskreis Literatur und Lyrik Jena-Neulobeda, 1975, (S.82)

Lutz trug kurz ein Gedicht vor, in dem er seine Meinung gegen das Kollektiv zum Ausdruck bringen will (Er hat etwas gegen ein Kollektiv).

Pädagogische Handreiche

Reih' Dich ein ins Kollektiv
wie ein Stein
zwischen die Steine
in die Mauer
um uns.


© Siegfried Reiprich


Hier eine Rezension zum Verhinderten Dialog von Lutz Rathenow:
Expedition ins Reich der Stasi

Und hier noch eine von Udo Scheer:
Mielke: "Wir haben kein Recht gebrochen"

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Petition: Internet - Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten vom 22.04.2009

Datenschützer und engagierte Bürger fordern, daß der Deutsche Bundestag die Änderung des Telemediengesetzes nach dem Gesetzentwurf des Bundeskabinetts vom 22.4.09 ablehnt.

Wir halten das geplante Vorgehen, Internetseiten vom Bundeskriminalamt (BKA) indizieren und von den Providern sperren zu lassen, für undurchsichtig und unkontrollierbar, da die "Sperrlisten" weder einsehbar sind noch genau festgelegt ist, nach welchen Kriterien Webseiten auf die Liste gesetzt werden. Wir sehen darin eine Gefährdung des Grundrechtes auf Informationsfreiheit.

Bitte unterzeichnen Sie diese Petition an den deutschen Bundestag!

Nach dem Beginn der Vorratsdatenspeicherung

Hier ein lesenswerter Gastbeitrag von Malte Spitz, Ricardo Cristof Remmert-Fontes, Patrick Breyer in der Süddeutschen Zeitung vom 9. Februar 2008:

Die vermeintliche "Sicherheitspolitik" schafft Unsicherheit

"Eine Sicherheitspolitik, die sich an Wünschen, Befürchtungen und Innenansichten von Sicherheitsbehörden orientiert, kann keinen besseren Schutz vor Kriminalität bewirken, sondern spült nur Steuergelder in die Taschen der Sicherheitsindustrie."

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Kooperation Deutschland - USA. Was will Schäuble?

Als Datenschützer ist Bundesminister Schäuble bislang ebensowenig aufgefallen, wie als konsequenter Aufarbeiter jüngester deutscher Stasigeschichte. Hier ein lesens- und bedenkswerter Artikel.

Siehe dazu auch bei Wikipedia:

Und die Konsequenz?

Demo in Berlin am 22. September 2007:

 

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Hier einige Dokumente zum "OV Weinberg"

Fahndungsersuchen 1983: "...Exponent politischer Untergrundtätigkeit..., auch heute noch gegen die DDR subversiv tätig".

Suchauftrag der HAII, Spionageabwehr, während meiner Überwinterung auf der Georg-von-Neumayer-Station (Dezember 1986 bis März 1988): Reiprich, "Mitglied der gegenwärtigen BRD-Antarktisexpedition wird durch unsere DE operativ bearbeitet."

Überprüfung einer Mitarbeiterliste der "Tageszeitung"/WB - war Reiprich dabei?

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Taskesti, Spannungssonde

Der Amphibololithkörper in Taskesti fungiert als natürliche Geomagnetische Spannungssonde.

Erinnerung ist eine Form der Begegnung (Kahlil Gibran)

23. Februar 2010, 19.30 Uhr, Kaisersaal Erfurt, Salon Schumann, Futterstraße 15/16, 99084 Erfurt
Überlegungen zur Bedeutung von Zeitzeugen für die Geschichtsschreibung und die Bildungsarbeit am Beispiel der Gedenkstätte Andreasstraße (ehem. Erfurter Stasigefängnis).

Podium

 

  • Siegfried Reiprich, Direktor der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, ehem. Gedenkstätte Hohenschönhausen
  • Prof. Dr. Rolf Gröschner, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie Universität Jena, Mitautor der Studie zur Sozialen Lage der Opfer des SED-Regimes in Thüringen
  • Frank Karbstein, Vorsitzender des Trägervereins Gedenkstätte Amthordurchgang
  • Prof. Dr. Peter Maser, Vorsitzender des Expertengremiums des Thüringer Kultusministeriums 2008 zur Beratung der Nutzungskonzepte Andreasstraße
  • Moderation: Matthias Gehler, MDR

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Mein Abschied aus der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

In der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen haben am Freitag, 19.02., prominente Experten darüber diskutiert, wie in Zukunft an die beiden totalitären Diktaturen in Deutschland erinnert werden soll. Die Veranstaltung fand statt anlässlich der Berufung des stellvertretenden Gedenkstättendirektors Siegfried Reiprich zum Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.

Abschied vom stellvertretendem Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Reden Hubertus Knabe, Michael Wolffsohn

Und hier meine Schlußwort, die frei gehaltene Rede, endlich aufgeschrieben:

Download: Verabschiedung HSH, Rede Siegfried Reiprich, Berlin 19.2.10

Ich danke Heinz Kuttnik, der eine schöne DVD produziert hat, ohne die ich die Rede so nicht mehr zusammen bekommen hätte.

Hier die Schlüsselübergabe von Siegfried Reiprich an Hubertus Knabe:


Und dieser Blick aus dem Fenster meines Büros im ehemaligen Stasiknast ist nun Geschichte - wenn auch unvergessliche...

Tafel für den AK-Literatur Jena

... soeben gefunden, 4.8.2010.
1973 Literatur, Lyrik, Lobeda


Und dann ist auch am 17. Juni 2010 ein Denkmal für die politische Verfolgten 1945 bis 1989 eingeweiht worden.

Die Festrede hielt Roland Jahn.
Download: 17. Juni 2010, Rede Roland Jahn, Jena - Denkmalseinweihung

Hauptmotiv: Nicht in der Lüge leben

Und hier auch noch die ehemalige "Volkswacht" und heutige OTZ

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