Matinee zum Tod von Jürgen Fuchs, Akademie der Künste, Berlin, 27.6.1999
Rede von Siegfried Reiprich
Vorbemerkung:
Wie Jürgen Fuchs und mit Jürgen habe ich als idealistischer Kommunist angefangen. Und doch waren wir auch Christen, ohne es selbst zu begreifen. Und deshalb heißt der folgende Text:
"Ist denn schon alles verloren?" - oder der Prophet Jürgen Fuchs
Die biblischen Propheten waren Dissidenten, auserkoren, ihren Mitmenschen zu sagen, was diese gerade nicht hören wollten. Mitte der 70er Jahre, als das Sowjetimperium auf der Höhe seiner Macht schien, die Kriegsbeute in Helsinki gesichert hatte, sich anschickte, neue Länder - Angola, Vietnam, Mosambik - zu erobern, als die Größte DDR der Welt von über hundert Ländern anerkannt wurde, als alles gewonnen war, trat ein junger Mann von 25 Jahren auf und fragte mit einem Gedicht: "Ist denn schon alles verloren?" Welch konterrevolutionärer Defaitismus, was für eine ungeheuerliche Chuzpe! Die kommunistischen Götter schmissen ihn von der Uni, kickten ihn raus aus dem universitären Vorgebirge ihres Olymp'!
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Zu den bedeutendsten russischen Dissidenten gehört Warlam Tichonowitsch Schalamow. Seine Geschichten von der Kolyma sind vergriffen, leider.
Hier finden sie einige Informationen.
Die Leiden des Jürgen Fuchs und das Schweigen der Täter
Portraitiert von Johann Michael Möller
Jürgen Fuchs war eine tragische Figur. Nicht im banalen Sinne des Scheiterns. Nicht als Folge von Selbstüberhöhung und Weltverlust. Nicht als ein Mann, über den die Zeiten unaufhaltsam hinweggegangen sind, der Mahner blieb, wo kaum mehr jemand ermahnt werden wollte. Sondern als Held. Keiner in strahlender Siegespose. Auch damals nicht, als das System, dem er sich widersetzte, zusammenbrach. Eher als Opfer, das er blieb, auch als es die DDR schon längst nicht mehr gab...
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