Tatort: Stasihäftlinge als Mörder - Phantasie neosozialistischer Fernsehschaffender?

Antwort der Tatort-Redaktion

"Plettenberg Dr. Inge" schrieb:
Betreff: AW: Tatort 18. Februar 2007
Datum: Wed, 21 Feb 2007 12:27:20 +0100
Von: "Plettenberg Dr. Inge"
An: Gerold Hildebrand

Sehr geehrter Herr Hildebrand,

politische Absichten hatte unser Tatort nicht, und schon gar nicht das Bestreben, mit verschiedenen Kategorien von Opfern zu jonglieren. Es handelte sich um eine erfundene Geschichte, um eine Fiktion, und nicht um den Versuch, Ex-DDR-Historie aufzuarbeiten. Wir glauben auch nicht, dass wir mit unserem Tatort die These aufstellen, "Opfer und insbesondere Stasi-Opfer sind Mörder". Im Umkehrschluss würden wir auch die These "Opfer und insbesondere Stasi-Opfer morden nicht" nicht aufstellen wollen[Hervorh. S.R.]. Beide Verallgemeinerungen haben nichts mit dem Leben zu tun. Was wir allerdings als eine psychologische Grundidee unseres Stoffes für glaubhaft halten[sic! - SR] ist, dass ein Mensch, der Anderen zur Flucht in den "goldenen Westen" verhilft, von diesen im Stich gelassen wird, im Knast brummen muss, während die "Kumpel" ihr Leben genießen und eine neue Karriere aufbauen - dass also ein Mensch mit diesen Erfahrungen durchaus Mordlust entwickeln und sich dabei auch noch als Vollstrecker einer höheren Gerechtigkeit empfinden kann[sic! - SR]. Wir betonen "kann" und nicht "muss", sagen also nicht, dass alle Stasi-Opfer potentielle oder tatsächliche Mörder seien. Der Dialog, der sich auf den des Mordes Verdächtigen Reinhard Lischki bezieht, lautet wie folgt:

Frau BRAUN

Lischki hat in der DDR drei Jahre wegen Fluchthilfe gesessen

Franz KAPPL

Ach, deswegen hasst er Polizeiverhöre?

Stefan DEININGER

Mir bricht das Herz.

Wie Sie daraus eine Diffamierung von Stasi-Opfern machen wollen, erschließt sich mir nicht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Interpretation darauf hin noch einmal überdenken würden. Mit freundlichen Grüßen, Inge Plettenberg, SR-Tatort-Redaktion

Zurück

Cookie-Einstellungen zurücksetzen