Um nicht völlig von der Welt abgeschnitten zu werden, trafen wir uns - unter den Augen der tschechischen "Bruderorganisation" der deutschen Stasi mit exilierten Freunden aus Jena, die nun in Westberlin lebten.
V.l.n.r.: "Rudolf aus Hessen", Siegfried Reiprich, Christine Reiprich und Christine Sturhann am Lagerfeuer an einem Stausee bei Cheb, CSSR, 1981. Das Bild landete in unserer Stasiakte.
Und auch mit diesem Bild ging es nicht besser - die Grenzkontrollen (vor dem Treffen mit den nun zu "Westfreunden" Gewordenen) waren zumeist fies und körperlich zudringlich, aber alles ging gut, obwohl die Kontrabande nicht nur im Kopf geschmuggelt wurden.
V.r.n.l.: Olaf Tomaszewski (geb. Weißbach), Siegfried Reiprich, Christine Reiprich, Tine Sturhann, Kerstin Graf und Freudin, n.N.
Tine war aus persönlich-politischen Gründen 1979 "ausgereist", Kerstin war im November 1976, als wir alle gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert hatten, verhaftet, durch die Stasimangel gedreht und Ende August mit der ganzen "Fuchsbande" (O-Ton MfS, gemeint war Jürgen Fuchs) ohne Prozeß und Urteil nach Westberlin abgeschoben worden. 1979 bezog dann Tine Sturhann eine Wohnung im gleichen Haus wie Kerstin am Grazer Damm in Berlin-Schöneberg. Als dieses Bild aufgenommen wurde, wußten wir in Jena gebliebenen Fuchsbanditen (Christine, Siegfried, Olaf), die wir glaubten, die Verhaftungswelle von 1976/77 abgewettert zu haben, noch nicht, daß wir zum Jahresende auch nicht mehr in Jena sein würden.